Postheroisches Management & IT

Über den Blog von Fritz B. Simon bin ich auf die Revue für postheroisches Management aufmerksam geworden. Das Buch von Dirk Baeker zu diesem Thema fand ich schon spannend – jetzt gibt’s dazu auch noch eine neue Revue.

Als Systemiker unterschreibe ich die Idee des postheroischen Managements sofort. Wenngleich ich selbst mit genau dem umgekehrten Vorbild aufgewachsen bin – ich hatte schon immer ein Faible für Heldenromane und Heldenfiguren, und habe mich in Projekten dementsprechend oft heldenhaft-heroisch gegen die scheinbar unüberwindliche Arbeitswand geworfen – so wie es quasi „Standard“ ist in IT-Projekten. Ich glaube wenigen Nicht-IT’lern ist wirklich bewusst wieviel Blut, Schweiss, Koffein-Überdosen und Schlafentzug in den meisten Softwareprodukten steckt. Ich kann die Anzahl durchgemachter Projekt-Nächte jedenfalls nicht mehr zählen…

Das heldenhaft-heroische in der IT hat übrigens eine interessante Ambivalenz. Da sitzt die IT-Abteilung bis spät in die Puppen vor dem PC, lässt sich Nachts Pizza’s liefern, verzichtet auf Privatleben, programmiert sich die Finger wund – und keiner bekommts mit. Ich meine: wenn man sich schon opfert, dann sollte man das doch wenigstens halbwegs öffentlich tun, oder? Insbesondere sollten es diejenigen mitbekommen für die man sich opfert: die späteren Anwender, oder von mir aus das Management, oder gleich das ganze Unternehmen.

Da der IT’ler per se aber ein sehr schlechter Vermarkter ist, passiert das aber nicht. Man klopft sich gegenseitig müde auf die Schultern – die Welt, äh, nein das Unternehmen gerettet, der Chef ist vielleicht zufrieden, aber das wars schon an Lobeshymnen.

Kein Wunder das man sich ziemlich ärgert wenn die Fachabteilung dann an einzelnen Fehlern in der Software rummeckert… Wissen die denn nicht, wieviel Kraft das gekostet hat, bis zu diesem Punkt zu kommen? Na die sollen mich mal kennenlernen

Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Worüber ich schreiben wollte war, das der IT’ler in mir sich beim Lesen des Editorials der Revue mit interessanten Einwürfen zu Wort gemeldet hat.

Im postheroischen Management werden die Beobachter aus ihrer passiven Rolle befreit. Sie werden zu Akteuren. Jeder ihrer Arbeitsschritte ist eine Entscheidung.

Einwurf des IT’lers: im modernen, IT-workflowgestützten vernetzten Arbeiten bestimmt die Workflowsoftware den nächsten Schritt, den nächsten Kontakt. Wir degradieren die Mitarbeiter zu mit Rechten und Rollen versehenen Inboxen…

Uns interessieren Management, Organisation und Gesellschaft in ihrem unreduzierten Dreiklang. Wir halten den Manager für den Virtuosen dieses Dreiklangs und den Berater für denjenigen, der ihm dabei den Rücken frei hält.

Einwurf des IT’lers: Störgefühle. Manager müssen heute einen Vierklang beherrschen: Management, Organisation, Technologie und Gesellschaft. Man könnte die Technologie unter „Organisation“ unterordnen, aber das wäre zu kurz gegriffen. Die IT als Blackbox, als reines Hilfsmittel: diese Zeit ist längst vorbei.

Die Technologie ist längst ein eigenes Monster geworden dessen man Herr werden muss. Aus dem Bleistift wurde längst ein eigenständig handelnder Cyborg mit eigenen Entscheidungsregeln… Und manchmal ists der Cyborg der die Mitarbeiter steuert und nicht mehr der Manager…

Mal sehen was beim Lesen sonst noch an Impulsen so kommt…

Andrew Smart

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